Der Heilige Wolfgang
St. Wolfgang – Gründungsort der Kirche des Heiligen Wolfgang
Wolfgang von Regensburg gehörte zu den prägenden Kirchenpersönlichkeiten des 10. Jahrhunderts. Große Verehrung genießt er bis heute in Regensburg und in Österreich. St. Wolfgang am Wolfgangsee, der früher ursprünglich als Abersee galt, war im Mittelalter und auch danach eine der am meistbesuchten Wallfahrtsstätten in Europa. Noch bis ins 16. Jahrhundert hinein kamen Jahr für Jahr bis zu 70.000 Pilger in den kleinen Ort, der dadurch wuchs und blühte. Das Ziel der Wallfahrer war die dortige Kirche, die von ihm gegründet worden sein soll.
Zum Leben des heiligen Wolfgang
Der Heilige Wolfgang wurde um 924 in Pfullingen (Schwaben) geboren. Er erhielt seine Ausbildung im Benediktinerkloster Reichenau am Bodensee, danach besuchte er die Domschule Würzburg. Als sein Studienfreund Heinrich von Babenberg 956 Erzbischof von Trier wurde, ging er mit ihm dort hin und wurde sein Kanzler und der Leiter der dortigen Domschule. Von der Idee einer umfassenden Klosterreform trat er 965, nach dem Tod Heinrichs, im Kloster Einsiedeln dem Benediktinerorden bei. Vom Heiligen Ulrich, Bischof von Augsburg, empfing er hier 968 die Priesterweihe. Begeistert vom Missionsgedanken zog er dann 971 nach Ungarn, um dort das Evangelium zu verkünden, doch er scheiterte schon nach kurzer Zeit. Ende 972 wurde er schließlich zum Bischof von Regensburg ernannt. Rasch entfaltete er eine segensreiche und weit reichende Tätigkeit, die über zwanzig Jahre dauern sollte. Gleich in seinem ersten Amtsjahr beweist er großen Mut, als er die böhmische Kirche aus der Diözese Regensburg herauslöste und ihr die Selbstständigkeit gab - dadurch konnte das wichtige Bistum Prag gegründet werden. Außerdem trennte er das Kloster St. Emmeram, dessen Abt der Bischof von Regensburg gleichzeitig war, vom Diözesanverband ab. In der Folge wurde aus St. Emmeram ein viel bewundertes Reformzentrum. Er förderte die Ausbildung des Klerus sowie das gesamte Bildungswesen, gründete Klöster, reformierte Abteien und kümmerte sich persönlich um Kranke und Arme.
Er selbst lebte weiterhin ein asketisches Mönchsleben und verzichtete auf jegliche sichtbaren Würden. Als es eines Tages zu schweren Auseinandersetzungen zwischen dem Bayernherzog Heinrich „dem Zänker“ und Kaiser Otto II. kam, zog er sich, um dem Streit auszuweichen, von 976 bis 977 zog er sich in das Regensburger Bistum zurück, das zu seinem Kloster Mondsee gehörte. Es begann eine Blütezeit in Mondsee, da er eine Klosterreform einleitete.
Die Legende zur Gründung der Kirche
Während dieses Aufenthalts gründete er möglicherweise die Kirche am damaligen Abersee, die später zum bedeutenden Kultzentrum werden sollte. Die Legende erzählt dazu, dass er ein Beil schleuderte und an der Stelle, wo es einschlug, die Kirche errichtete. Anzunehmen ist auch, dass er mit seinem Gefolge von Mondsee kommend über den Falkenstein in Richtung des heutigen St. Wolfgang zog, um die viel umstrittenen Grenzen zwischen Mondsee und Salzburg zu erkunden bzw. zu begutachten.
Lebensende und Wirkung
Am 31. Oktober 994 starb er während einer Reise in Pupping bei Eferding in Oberösterreich. Beigesetzt wurde er in der Klosterkirche St. Emmeram, Regensburg. Hierbei handelt es sich um die bekannte Wolfgangskrypta.
Vom Abersee (Wolfgangsee) breitete sich die Verehrung über das ganze damalige Reich bis nach Ungarn aus. Bald wurde er als allgemeiner Nothelfer in den verschiedensten Anliegen angerufen.
Wolfgangs Medaillen oder sogenannte „Wolfgangihackln“, die die Form eines kleinen Beils haben, wurden zum Schutz vor Unglück oder Krankheit getragen. Bauern brachten Bilder des Heiligen Wolfgang an den Stalltüren an, um ihr Vieh zu schützen. Wolfgang soll am Falkenstein durch seine Wundertätigkeit eine Heilquelle aus dem Felsen geschlagen haben, dessen Wasser bei Augenleiden hilft. Dieses Heilwasser wurde und wird immer noch in die berühmten „Wolfgangifläschchen“ gefüllt und mit nach Hause genommen.
Die Attribute des Heiligen Wolfgang
Als Attribute gab man ihm den Bischofsstab, die Kirche und die Hacke in die Hände. Die Kirche bekam er als Attribut weil er der große Kirchenreformer- und Erneuerer seiner Zeit war. Die Hacke ist ein Hinweis auf die Grenzziehung bzw. Streitigkeiten zwischen Salzburg und Bayern. Dies geht auf einen keltischen Brauch zurück, in dem die Kelten, wenn sie sich in einem Gebiet niedergelassen hatten, eine Hacke oder Axt in die vier Himmelsrichtungen schleuderten, um so ihr Grundstück zu kennzeichnen, das sie dann einzäunten, Ziegen hielten und darauf ihre Holzblockhütte errichteten. Deshalb hat der Heilige Wolfgang Kirche und Hacke, um ihn von den anderen heiligen Bischöfen zu unterscheiden. Wenn ein Bischof eine Kirche (meistens mit zwei Türmen) ohne Hacke in Händen hält, handelt es sich in der Regel um den Hl. Bischof Virgil aus Salzburg, den Erbauer des romanischen Doms.
Zur Legende des Heiligen Wolfgang
Der Bischof Wolfgang aus Regensburg dürfte sich um 976 für ungefähr eineinhalb Jahre im Benediktinerkloster Mondsee, das zum Bistum Regensburg gehört, aufgehalten haben. Ob er sich mit einem Mitbruder in die Einsamkeit am Falkenstein begab, ist nicht belegbar und auch nicht denkbar. Denn er hatte eine sehr hohe Position als regierender Bischof des großen Regensburger Bistums inne. Dieses Amt hätte dieser unmöglich für längere Zeit verlassen und dadurch vernachlässigen können.
Hier beginnt die Sage bzw. Legende des Heiligen, die im Jahre 1515 in einem kleinen Büchlein gedruckt und mit 50 feinen Holzschnitten ausgeführt wurde. Die Bilder zeigen das Leben des Heiligen mit textlicher Erklärung. Dieses Büchlein war im 16. Jahrhundert sehr beliebt und diente für viele Pilger, die es sich leisten konnten, als Vorlage bei der Wallfahrt nach St. Wolfgang. Insgesamt bilden daraus 11 Holzschnittbilder das Leben Wolfgangs am Abersee (Wolfgangsee) ab.
Überall, wo Wolfgang am Falkenstein wundertätig war, befinden sich heute Kapellen, so die Wasserkapelle, wo Wolfgang mit seinem Stab aus dem Felsen die Quelle schlug oder die Felsenkapelle, in der man die Abdrücke von Wolfgangs Hände und Kopf sieht.
Der Teufel und der Heilige Wolfgang
Interessant ist, dass am Falkenstein immer wieder der Teufel ins Spiel kommt. Ursprünglich war der Falkenstein eine vorchristliche Kultstätte, die durch die Christianisierung mittels der teuflischen Geschichten „gereinigt“ wurde. So hat man bereits den Menschen, die schon ab dem 14. Jahrhundert auf die Pilgerreise an den Abersee gingen, in Form von Bildern und Erzählungen diese Geschichten nähergebracht.
Das Heidentum wurde als teuflisch angesehen, bzw. der Heide ist in der Sage der Teufel, der den Christen, in Person des Bischofs Wolfgang, vertreiben will. Der Sage nach wollte der Teufel sogar den Heiligen Wolfgang mit einem Felsen erschlagen. Wolfgang stemmt sich gegen den Felsen, der wie durch ein Wunder stehen bleibt. Nach langen Streitigkeiten schließen der Heilige als Christ und der Teufel als Antichrist einen Pakt. Der Teufel muss für den Bischof am Falkenstein eine Kirche bauen und hat dafür einen Wunsch frei. Der Teufel wünscht sich die erste Seele, die diese neue Kirche betritt. So baut der Heide für den Christen die Kirche. Deren Fundament ist aber heidnisch, da es sich beim Falkenstein, wie bereits erwähnt, um eine vorchristliche Stätte handelt. Als die Kirche vollendet ist, wartet der Teufel auf den ersten Pilger, der sie aufsucht. Zum großen Ärgernis des Teufels ist der erste Besucher der Kirche ein Wolf, der als Pilger verkleidet ist. Natürlich hätte der Teufel eine Menschenseele gewollt. Doch da er nur die „erste Seele“ für sich forderte, kommt Gott einem Bittgebet von Wolfgang nach und schickt einen Wolf. Demnach haben auch Tiere eine Seele!
Zum daraus entstandenen Denkmal
Aus Zorn zerreißt der Teufel das Tier in tausend Stücke und verschwindet durch das Loch im Felsen, dem heute noch existierenden „Teufelsloch“ am Falkenstein, wo immer wieder neugierige Menschen, die sich über diese Geschichte lustig machen „verschwinden!“ Somit hat der Christ in der Figur des Bischofs gewonnen und den Heiden in Figur des Teufels besiegt.
Der berühmte Schlief- oder Schlüpfstein befindet sich im Felsen der Falkensteinkirche, ist über eine Steinstiege erreichbar und gilt als vorchristlicher Kult- und Kraftplatz, den man im Uhrzeigersinn durchschlüpfen soll und so, durch die Berührung des Steines, positive Schwingungen aufnehmen kann. Dieser Schliefstein wurde nicht zerstört, sondern 1626 mit einer Kirche umbaut. Links hinter dem Schliefstein befindet sich das Teufelsloch. So besteht in der Falkensteinkirche immer noch das Heiden- und das Christentum unter einem Dach. Im Altarbild sieht man die Aufnahme des Heiligen Wolfgang in den Himmel.
Die Sage zur Gründung der Wallfahrtskirche St.Wolfgang
Nach dem Sieg über den Teufel, stellte sich Bischof Wolfgang auf einen Felsen und warf die Hacke ins Tal mit dem Gedanken, dort die Hauptkirche zu erbauen, wo er sie wiederfinden würde. „Von dieser Felsenzacke da werf ich meine Hacke!“ Die Hacke flog nach anscheinend ca. 4 Kilometer in Richtung des heutigen St. Wolfgangs. Der heilige Wolfgang schleuderte, trotz seiner großen Wundertätigkeit, die Hacke natürlicherweise nicht so weit, sodass sie noch im St. Gilgener Ortsteil Ried zum Liegen kam.
Der Sage nach sollen Wolfganger Jäger die Hacke gefunden und sie über den Dittelbach, der damaligen Bistumsgrenze zwischen Salzburg und Regensburg und der heutigen Landesgrenze gebracht haben. So steht seit Jahrhunderten die Wallfahrtskirche in St. Wolfgang und nicht in der Ried auf Salzburger Boden.